155 Paar Schuhe - 155 Gründe zu Handeln

Ein globaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen

Der 25. November, auch bekannt als Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, wird weltweit genutzt, um auf ein ernstes Problem aufmerksam zu machen: Gewalt an Frauen und Mädchen. In diesem Jahr steht der Orange Day im Landkreis Görlitz unter einem besonders eindrucksvollen Motto:

„155 Paar Schuhe – 155 Gründe zu handeln“

Diese Kunstinstallation erinnert an die 155 Frauen, die im Jahr 2023 in Deutschland durch Femizide – also Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts – durch ihren (Ex)Partner ums Leben kamen. Diese Schuhe symbolisieren nicht nur verlorene Leben, sondern auch die Verantwortung der Gesellschaft, aktiv gegen häusliche Gewalt vorzugehen.


Die Kunstinstallation: Ein Mahnmal auf Reisen

Die Ausstellung beginnt am 25. November um 15 Uhr auf dem Marktplatz in Zittau und wird danach an verschiedenen Orten im Landkreis Görlitz zu sehen sein. Bis zum 13. Dezember 2024 wird sie durch den Landkreis ziehen und ein starkes Zeichen setzen:

  • 27.11.24: Leutersdorf, Neues Gemeindeamt
  • 29.11.24: Schönbach, Kulturfabrik
  • 01.12.24: Löbau, Marktplatz
  • 03.12.24: Görlitz, Postplatz
  • 05.12.24: Kodersdorf, Altes Backhaus
  • 07.12.24: Rietschen, Scheunencafé im Erlichthof
  • 09.12.24: Niesky, Zinzendorplatz – vor dem Museum
  • 13.12.24: Weißwasser, Marktplatz

Die Installation lädt dazu ein, innezuhalten, nachzudenken und gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.


Warum Orange?

Die Farbe Orange wurde von der UN-Kampagne „UNiTE to End Violence against Women“ als Symbol für eine bessere, gewaltfreie Zukunft gewählt. Sie steht für Optimismus, Stärke und Solidarität mit den Opfern häuslicher Gewalt. Zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember – dem Tag der Menschenrechte – wird die Welt orange leuchten, um auf das Problem aufmerksam zu machen und Hoffnung zu verbreiten.


Kunst als Stimme der Stummen: Lesungen gegen das Schweigen

Neben der visuellen Kunstinstallation wird die Aktion durch bewegende Textepassagen ergänzt, die von Schauspieler:innen des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau GmbH eingelesen wurden.

Warum diese Lesungen? – Eine literarische Auseinandersetzung mit Gewalt

Die Auswahl der literarischen Texte für die begleitenden Lesungen ist keinesfalls zufällig. Jede Textpassage wurde sorgfältig ausgewählt, um die verschiedenen Facetten von Gewalt gegen Frauen zu beleuchten und die emotionale Dimension dieser Thematik erfahrbar zu machen.

Die literarischen Werke im Detail:

„Es ist was nicht war“ Olivier Garofalo (2014) – gelesen von Danja Rishany Emmanuel: In dieser eindringlichen Erzählung wird die psychische Gewalt in Beziehungen thematisiert. Die Protagonistin ringt mit den stillen Wunden, die seelische Misshandlungen hinterlassen, und fordert uns auf, genauer hinzusehen.

 

  • Ein Wikipedia-Eintrag (2024), gelesen von David Thomas Pawlak

 

  • „Faust“ Johann Wolfgang Goethe (1808) – gelesen von Maria Weber, Philipp Scholz: Im Fokus steht hier Gretchens tragisches Schicksal, das durch die Manipulation und den Missbrauch durch Faust geprägt ist. Diese klassische Geschichte zeigt, wie Frauen zum Spielball männlicher Begierden werden können, was in Gewalt und sozialer Isolation gipfelt.

 

  • „Elektra“ Hugo von Hoffmannsthal (1904) – gelesen von: Xenia Wolfgramm: Der antike Stoff zeigt Elektras Trauer und Wut über den Mord an ihrem Vater, was in eine unerbittliche Jagd nach Gerechtigkeit mündet. Elektras Geschichte stellt Fragen nach Rache und Erlösung und verweist auf die komplexen Dynamiken von Gewalt innerhalb der Familie.

 

  • „Klytämnestra“ aus „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ Christine Brückner (1983) – gelesen von Isabella Szendzielorz: Diese moderne Bearbeitung der klassischen Tragödie zeigt, wie tief verwurzelte patriarchale Strukturen Frauen unterdrücken. Klytämnestras Schicksal symbolisiert den jahrhundertealten Kampf gegen männliche Machtstrukturen und die brutale Vergeltung, die Frauen oft erleiden.
© sowie Leserechte mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

 

  • „Auf Zehenspitzen“ Martha Pohla (2024), gelesen von Martha Pohla

 

  • „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ Felicia Zeller (2023) – gelesen von Katharina Stehr und Ensemble: Dieses Werk fordert das Schweigen heraus, das Gewalt in unserer Gesellschaft oft umgibt. Die Texte appellieren an die Verantwortung der Gemeinschaft, nicht wegzusehen und gegen Ungerechtigkeit aktiv zu werden.

 

Diese Lesungen laden das Publikum ein, sich mit den tiefgründigen Themen auseinanderzusetzen und die oft versteckten oder verharmlosten Formen von Gewalt gegen Frauen zu hinterfragen. Sie verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen ein universelles und zeitloses Thema ist, das in verschiedenen Formen in allen Kulturen und Epochen existiert.


Zahlen, die erschüttern – Fakten zu Gewalt an Frauen

  • Jede dritte Frau weltweit wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt.
  • In Deutschland stirbt alle 3 Tage eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners.
  • Häusliche Gewalt ist keine Privatsache: Sie betrifft uns alle – unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status.

Diese Zahlen sind ein Weckruf, nicht wegzusehen. Sie zeigen uns, dass dringender Handlungsbedarf besteht.


Hilfe ist immer in Reichweite – Kontaktdaten der Beratungsstellen

Wenn du selbst von Gewalt betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe benötigt, scheue dich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Hier findest du eine Liste der wichtigsten Anlaufstellen im Landkreis Görlitz:

  • Interventions- und Koordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking im Landkreis Görlitz
    Fachliche Beratung und Begleitung für Betroffene und Angehörige sowie (mit)betroffene Kinder
    📞 03585 213 980 3
    ✉️ iks@dksb-zittau.de  🌐 www.iks.de
  • Frauen- und Kinderschutzwohnungen „Zuflucht“
    Anonyme Zuflucht und Schutz rund um die Uhr
    📞 0175 980 9462
    ✉️ zuflucht-lk.gr@web.de
  • Trude e. V. – Beratungsstelle bei sexueller Gewalt
    Individuelle Beratung und Unterstützung bei sexueller Gewalt
    📞 03588 293 9433
    ✉️ post@trude-im-internet.de 🌐 www.trude-im-internet.de
  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ (bundesweit)
    Rund um die Uhr, anonym, kostenlos und in 17 Sprachen verfügbar
    📞 116 016
    🌐 www.hilfetelefon.de
  • Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche)
    📞 116 111
    Montag bis Samstag von 14:00 bis 20:00 Uhr, anonym und kostenlos
    🌐 www.nummergegenkummer.de

Wie du selbst aktiv werden kannst

Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren:

  • Hinhören: Oft sind es leise Hilferufe, die nicht überhört werden dürfen.
  • Mut zeigen: Melde Verdachtsfälle bei der Polizei oder unterstütze die Betroffenen.
  • Aufklären: Teile Informationen über Hilfsangebote und setze ein Zeichen in Orange – ob in sozialen Netzwerken oder im persönlichen Umfeld.
  • Spenden: Unterstütze lokale Frauenhäuser und Beratungsstellen.

Gemeinsam gegen häusliche Gewalt – Wir zählen auf dich!

Die Interventions- und Koordinierungsstelle im Landkreis Görlitz setzt sich in Kooperation mit der AG „Gegen Beziehungsgewalt“, Augen Auf – Zivilcourage zeigen, dem Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH und weiteren Partnern für ein gewaltfreies Miteinander ein.

Hilf mit, den Landkreis Görlitz zu einem lebenswerten, kreativen und zukunftssicheren Ort zu machen, in dem Frauen ohne Angst leben können.


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