Interventions- und Koordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt im Landkreis Görlitz
AKTUELLES
Die Ausstellung rosaRot ist eine wichtige Initiative, die darauf abzielt, das Bewusstsein für das Problem der häuslichen Gewalt zu erhöhen und effektive Lösungen zu fördern. Für den Zeitraum vom 28. November bis 14. Dezember 2023holen wir dieses Projekt des Netzwerks der brandenburgischen Frauenhäuser e. V. in den Landkreis Görlitz.
Eröffnung am 28. November 2023, 14.30 Uhr mit Rahmenprogramm
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 28. November 2023 um 14.30 Uhr in der Berufsfachschule für Pflegeberufe, Bautzener Str. 21, 02906 Niesky statt und wird durch interessante Programmpunkte umrahmt.
Die Berufsfachschule für Pflegeberufe Niesky ist der ideale Ort für diese Ausstellung. Als Bildungseinrichtung, die sich der Ausbildung von Fachleuten im Pflegebereich widmet, hat die Schule ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Fürsorge und Unterstützung. Indem wir die Ausstellung an diesem Ort zeigen, hoffen wir, dass die Schüler*innen und Mitarbeitenden der Schule, sowie die breite Öffentlichkeit, sich über die Realität der häuslichen Gewalt informieren und zum Nachdenken angeregt werden.
Im Anschluss an die Eröffnung der Ausstellung wird ab 16 Uhr im Astrachan Park Niesky unter dem Motto #orangeniesky eine orangene Bank an die Stadt Niesky übergeben. Diese setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Gemeinsam wollen wir uns versammeln, um auf das ernste Thema aufmerksam zu machen und um zu zeigen, dass wir bereit sind, für einen Wandel in unserer Gesellschaft einzustehen. Es ist wichtig, dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen und die Botschaft verbreiten, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen inakzeptabel ist und dass wir uns dafür einsetzen, diese zu beenden.
28. November bis 6. Dezember 2023: Berufsfachschule für Pflegeberufe, Bautzener Str. 21, 02906 Niesky – Montag bis Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr
Die Ausstellung rosaRot startet am 28. November 2023 in der Berufsfachschule für Pflegeberufe Niesky. Dort wird sie bis zum 6. Dezember 2023 zu sehen sein. Die Ausstellung bietet eine Fülle von Informationen und Ressourcen, die helfen, das Bewusstsein für das Problem der häuslichen Gewalt zu erhöhen und effektive Lösungen zur Bekämpfung dieser Art von Gewalt zu entwickeln. Gleichzeitig wird über Hilfsangebote für Betroffene, deren Kinder und Angehörige informiert.
8. bis 14. Dezember 2023, Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz (Haus 41, 1. OG) – Montag bis Freitag 9.30 bis 15.30 Uhr
Im Zeitraum vom 8. bis zum 14. Dezember 2023 wird die Ausstellung rosaRot im Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz (Haus 41, 1. OG) gezeigt. Dies bietet eine weitere Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen und mehr über das wichtige Thema der häuslichen Gewalt zu erfahren. Indem wir uns informieren und das Bewusstsein für diese Themen schärfen, können wir alle einen Unterschied machen und dazu beitragen, die Welt zu einem sichereren Ort zu machen.
Zu folgenden Zeiten wird eine Mitarbeiterin der IKS vor Ort ansprechbar sein und für eine Erstberatung zur Verfügung stehen:
Niesky
Donnerstag, 30.11.23 von 12.00 bis 14.00 Uhr
Dienstag, 5.12.23 von 14.00 bis 16.00 Uhr
Großschweidnitz
Dienstag, 12.12.23 von 13.00 bis 15.00 Uhr
Donnerstag, 14.12.23 von 13.00 bis 15.00 Uhr
Was ist häusliche Gewalt?
„Häusliche Gewalt beinhaltet alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt und umfasst familiäre sowie partnerschaftliche Gewalt. Häusliche Gewalt liegt vor, wenn die Gewalt zwischen Personen stattfindet, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Sie liegt auch vor, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften geschieht.“
(Ergebnisbericht „Häusliche Gewalt“ der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Gewalt im familiären Umfeld der AG Kripo und Beteiligung des UA FEK und der PL PK, Stand: 31. August 2021)
Über uns
Die Interventions- und Koordinierungsstelle (IKS) gegen häusliche Gewalt wurde im Mai 2022 eröffnet und hat ihren Hauptsitz in der Stadt Löbau. Die Zuständigkeit der IKS erstreckt sich jedoch über den gesamten Landkreis Görlitz und die Mitarbeiterinnen sind von Bad Muskau bis Oybin – Oppach bis Rothenburg, im gesamten Gebiet für Sie unterwegs. Die zu erfüllenden Hauptaufgabenbereiche sind
die Beratung von Betroffenen, deren Kindern sowie Angehörigen, Freunden und Unterstützer*innen
die Vernetzung des Hilfesystems
und Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema häusliche Gewalt mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken
Beratung
Werden Sie von Ihrem (Ex-)Partner/Ihrer (Ex)-Partnerin oder einem Familienmitglied
beleidigt bzw. gegenüber anderen Personen schlecht gemacht?
erniedrigt, körperlich oder psychisch verletzt?
daran gehindert das Haus zu verlassen oder Kontakte zu Freund*innen zu pflegen?
hinsichtlich Ihrer finanziellen Ausgaben kontrolliert?
durch Lügen, Leugnen und Einschüchterungstaktiken verunsichert und manipuliert, sodass Sie bereits an ihrem eigenen Verstand zweifeln? (Gaslighting)
gestalkt, also belästigt und terrorisiert?
eingeschüchtert bzw. droht er/sie damit Ihnen nahestehende Personen oder Haustiere zu verletzen? Wird er/sie jähzornig und zerstört absichtlich Ihr persönliches Eigentum?
Oder kennen Sie Menschen, denen so etwas widerfährt?
Dann wenden Sie sich gern an das Team der IKS. Wir beraten Personen, die im Landkreis Görlitz leben – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, Nationalität, Aufenthaltsstatus oder Weltanschauung.
Gespräche können im persönlichen Kontakt in unseren Beratungsräumen oder wohnortnah an anderen geschützten Orten geführt werden. Außerdem ist auch eine telefonische bzw. online Beratung möglich. Unser Angebot ist für Sie kostenfrei, vertraulich und wenn Sie wünschen, anonym. Sollten sprachliche Barrieren vorhanden sein, sind wir gern bereit eine*n (Gebärden-)Dolmetscher*in um Unterstützung zu bitten.
Für die Vereinbarung eines Beratungstermins kontaktieren Sie uns vorab bitte per Telefon oder E-Mail.
Kommt es zu Partnerschaftsgewalt bzw. gewalttätigen Handlungen durch Familienmitglieder aus welchen Verletzungen und/oder ein Polizeieinsatz folgen, ist es recht schnell klar, dass man von häuslicher Gewalt betroffen ist. In Fällen von psychischer Gewalt, sozialer Gewalt, Stalking oder wirtschaftlicher Gewalt kann die Situation oftmals weniger eindeutig erscheinen. Unabhängig davon, ob Sie sicher sind häusliche Gewalt oder Stalking zu erleben, steht Ihnen unser Beratungsangebot offen.
Häufig entlastet es bereits, über das Erlebte zu sprechen. Wir hören Ihnen zu und unterstützen Sie dabei die Geschehnisse einzuordnen. Wir beantworten Ihre Fragen und entwickeln mit Ihnen Lösungswege. Welchen Weg Sie einschlagen, bleibt dabei immer Ihnen selbst überlassen.
Was kann ein solches Beratungsgespräch beinhalten?
Wir, als Team der IKS, …
bieten Entlastung und Unterstützung in akuten Krisensituationen
klären über die unterschiedlichen Formen von häuslicher Gewalt und Stalking auf und helfen Ihnen die damit verbundenen Dynamiken zu verstehen
geben Hinweise zum Verhalten im Umgang mit gewaltausübenden Personen
klären erste Fragen, die nach einer Gewalterfahrung bzw. einem Polizeieinsatz entstehen
führen eine Einschätzung der momentanen Gefährdungssituation durch und erstellen ggf. gemeinsam einen individuellen Sicherheitsplan
klären Sie über rechtliche Möglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz sowie strafrechtliche Maßnahmen (bspw. Anzeige bei der Polizei) auf
informieren Sie über den vorübergehende Aufenthalt in einem Frauenhaus bzw. einer Männerschutzeinrichtung
unterstützen Sie bei Ihrer persönlichen Entscheidungsfindung und entwickeln mit Ihnen gemeinsam Lösungswege für eine gewaltfreie Zukunft
führen mit Ihnen Gespräche zur Verarbeitung der Gewalterfahrungen, der Trennungssituation und helfen Ihnen bei der Reflexion der Beziehung
zeigen Unterstützungsmöglichkeiten für Ihre Kinder auf
Außerdem vermitteln wir passgenaue Anschlusshilfen in der Region und können Sie bei Bedarf zu Institutionen (bspw. Polizei, Rechtsanwält*innen, Ämter, Einrichtungen des Gesundheitswesens) begleiten.
Wir sind oft unterwegs. Deshalb ist es gut, wenn du uns anrufst oder eine Nachricht schickst und einen Termin mit uns vereinbarst.
Für betroffene Eltern:
Wenn ihr Kind häusliche Gewalt (mit-)erlebt, wirkt sich das auf seine Persönlichkeitsentwicklung aus. Das kann sich in ganz unterschiedlicher Art und Weise äußern: Schulprobleme, Schlafstörungen, Wutanfälle, Bettnässen, Kopfschmerzen, Essstörungen, verzögerte Sprachenwicklung u.v.m. Die Erlebnisse können zum Teil weitreichende Folgen bis ins Erwachsenenalter haben. So kann es passieren, dass ihr Kind im Verlauf seines Lebens Schwierigkeiten im Umgang mit Gewalt hat und evtl. sogar selbst der Partnerin oder dem Partner gegenüber gewalttätig wird. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, bieten wir neben der Beratung von Betroffenen auch eine Kinder- und Jugendberatung an.
Die altersgerecht gestaltete Beratung ihres Kindes dient dazu, ihm die Möglichkeit zu geben, in einem geschützten Rahmen über die (mit-)erlebte Gewalt sprechen und sich bei uns, als unabhängige Vertrauenspersonen, entlasten zu können. Die Beratung ist darauf ausgelegt, dass ihr Kind nicht nur über seine Gefühle sprechen kann, sondern auch die eigenen Bedürfnisse erkennt und mitteilt. Wir unterstützen es dabei, sein Selbstbewusstsein zu stärken und erarbeiten mit ihm gewaltfreie Problem- und Konfliktlösungsstrategien. Außerdem können wir gemeinsam einen individuellen Sicherheitsplan erstellen, Schutz- und Hilfemöglichkeiten aufzeigen und das familiäre und soziale Unterstützungssystem erfassen sowie bewusst machen.
Kinder sind hinsichtlich ihrer Beratungsmöglichkeiten meist abhängig von Ihnen als Mutter oder Vater, denn nur wenn Sie als Erziehungsberechtigte*r die passfähige Hilfe suchen und annehmen, kann Ihr Kind in den Hilfeprozess eingebunden werden und Unterstützung erhalten.
Gern beraten wir auch Sie, als gewalterleidenden Elternteil, zur Situation ihres Kindes. Dabei können Sie bspw. erfahren:
was genau Ihr Kind in einer solch besonderen Situation braucht
wie sie altersgerecht mit ihrem Kind über Gewalt sprechen können
wie sich das Miterleben der häuslichen Gewalt auf die Entwicklung und das Verhalten Ihres Kindes auswirkt
welche weiterführenden, fachspezifischen Hilfsangebote Ihnen zur Verfügung stehen
wie ihr Kind eine persönliche Beratung erhalten kann und welche Ziele diese hat
Neben betroffenen Frauen und Männern und deren Kindern finden auch Freunde, Angehörige, Nachbarn und professionelle Helfer*innen in der IKS Ansprechpartnerinnen, welche Auskunft zu Unterstützungsmöglichkeiten bieten.
Streit, Schreie, Konflikte lassen Außenstehende aufhorchen. Ist das eine Krise oder häusliche Gewalt? Heutzutage wird oft von einer toxischen Beziehung gesprochen. Die Beobachtungen und Erlebnisse, aber auch Schilderungen der betroffenen Personen, führen oft zu Mitleid und dem Drang zu helfen. Allerdings mischen sich auch Gefühle der Unsicherheit oder Angst in den Konflikt mit hineingezogen zu werden.
In einer Beratung können Sie Ihre Sorgen um den oder die Betroffene*n mitteilen, Ihre möglicherweise auch zwiespältigen Gefühle äußern. Wir helfen Ihnen, mögliche Wege der Unterstützung zu erarbeiten.
Was kann ein solches Beratungsgespräch beinhalten?
Wir, als Beraterinnen der IKS
hören Ihnen zu und ordnen Ihre Beobachtungen mit Ihnen gemeinsam ein
helfen Ihnen Formulierungen zu finden, wie Sie die betroffene Person auf ihre Beobachtungen hin ansprechen können
klären Sie über Konfliktdynamik und Täterstrategien auf
informieren Sie über Hilfsangebote und Schutzeinrichtungen
zeigen mögliche Unterstützungsmöglichkeiten aber auch ihre Grenzen
Vernetzung
Um möglichst passgenaue Hilfen allen Betroffenen anbieten zu können, bedarf es einer guten Vernetzungs- und Koordinierungsarbeit der IKS. Die Kontakte zu anderen Hilfesystemen und zur Polizei sind eng, damit schnelle Hilfe erfolgen kann und mögliche Risiken gut besprochen und eine Art Sicherheitsnetz gespannt werden kann.
Öffentlichkeitsarbeit
Auch heute noch wird häusliche Gewalt oftmals als Privatangelegenheit angesehen. Die IKS hat das Ziel, die Öffentlichkeit zum Thema physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer häuslicher Gewalt aufzuklären und zu sensibilisieren. Wir wollen an Tabus rütteln und Menschen dazu motivieren, zukünftig genauer hinzuschauen und zu handeln, wenn sie Gewalt in ihrem Umfeld beobachten. Die Öffentlichkeitsarbeit wendet sich an alle Bürger*innen im Landkreis. Zusätzlich werden Schulungen für Polizei und anderen familiennahen Professionen zur Aufklärung und Handlungsanleitung durchgeführt.